Der Strommarkt in Deutschland ist im Umbruch. Einerseits ist die Energiewende im Bereich Strom bisher erfolgreich verlaufen. In 2015 kam bereits jede Dritte kWh verbrauchten Stroms aus Erneuerbaren Energien.
Andererseits hat das alte Oligopol aus E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall den Umstieg auf Erneuerbare Energien sträflich verschlafen und versuchte mit allen Mitteln die absehbare und notwendige Abschaltung ihrer alten Kohle- und Atomkraftwerke so weit wie möglich nach hinten zu terminieren um mit den alten, abgeschrieben Anlagen noch so viel Geld wie möglich zu verdienen. Verständlich ist das nur, wenn man akzeptiert, dass die externen Kosten nicht eingepreist sind und eben später von der Allgemeinheit zu tragen sind (Beispiele: Folgen des Klimawandel, weitere Umwelt- und Gesundheitsschäden, Atomendlager). Eine Studie aus dem Oktober 2016 zeigt, Stromkunden müssten 2017 auf jede verbrauchte Kilowattstunde eine „Konventionelle-Energien-Umlage“ von bis zu 10,8 Cent zahlen, wenn die versteckten Kosten für Kohle, Atom und Gas in den Strompreis eingerechnet würden[1]. Die Mehrkosten der alten atomar-fossilen Energiequellen liegen damit etwa anderthalb mal so hoch wie die Förderung für Erneuerbare Energien[1],
Gleichwohl nahmen und nehmen die "alten großen 4" viel zu spät alte Kraftwerke vom Netz. In der Folge haben wir in Deutschland erhebliche Überkapazitäten bei der Stromproduktion und der
Strompreis ist drastisch gesunken - an der Börse und für die Industrie. Das Paradoxon, dass Bürger und Mittelstand bei sinkenden Strompreisen mehr EEG-Umlage zahlen müssen und deshalb nicht von
den fallen Börsenpreisen profitieren, ist politisch ganz offenkundig so beabsichtigt, denn es blieb und bleibt in der EEG 2014 Reform und auch in der EEG 2017 Reform so bestehen.
Trotzdem wird der Anteil an Erneuerbaren Energien weiter deutlich ansteigen, schon alleine aufgrund der dringend notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz. E.ON hat mittlerweile seine Sparten Wasser,
Kohle und Gas in Uniper SE ausgelagert. EnBW versucht den Umbau im Konzern und Vattenfall konzentriert sich - in Schweden - völlig auf Erneuerbare Energien und hat seine
deutsche Braunkohlesparte an einen Investor verkauft - ohne sich um die Zukunft der Mitarbeiter und Klimaschutz weiter sorgen zu müssen. Der vierte im ehemaligen Oligopol, die RWE, hat
schließlich das Geschäft mit Erneuerbaren Energien in die neue Firma Innogy SE abgespalten. Ein Signal zur Wertschätzung des eigenen Vorstands zur Neuaufstellung gab der
Vorstandschef von RWE, Peter Terium. Er wechselte sofort zur Innogy SE und verkaufte eigene RWE Aktien im Wert von 300000 Euro[2].
Viele kennen das Phänomen von ihrer Solarthermie-Anlage. Mit einem Energiespeicher (Pufferspeicher) ist das Wasser auch noch schön warm, wenn man es tatsächlich braucht. Mit einer PV-Anlage und eigenem Batteriespeicher sieht es ähnlich aus. Im Gegensatz zu Solarthermie kann sich aber jeder, der Strom selbst produziert mit anderen Menschen und Dienstleistern vernetzen. Aus vielen kleinen Stromerzeugern wird somit ein deutlich größerer und man ist gemeinsam in der Lage, so am Strommarkt teilzunehmen, dass man auch attraktivere Nischenmärkte bedienen kann (virtuelles Kraftwerk, andere nennen es auch "Schwarm").
Man kann also
Die Begriffe und Konzepte dieses entstehenden Umfelds zeigen Parallelen zu Begriffen und Konzepten, an die wir uns mittlerweile bei der Nutzung des Internet gewöhnt haben (Network, Community, Cloud).
Beispiele:
[1] Greenpeace-Energy (11.10.2016): Neue Studie errechnet „Konventionelle-Energien-Umlage“
[2] WAZ: Terizum verkaut RWE Aktien für fast 300000 Euro
[3] BR: Intelligente Sonnenbatterie" unter den Top 50
[4] pv magazine Deutschland: Sonnen bietet Flatrate mit Erlösen aus
Primärregelleistung an
[5] pv magazine Deutschland: Sonnen Gruppe erhält 76 Millionen Euro
Wachstumskapital
[6] photovoltaik (22.11.2016): VW setzt auf Elektroautos und Tesla unter Druck
[7] Lichtblick (14.02.2017): LichtBlick steigt in die Batterie-Vermittlung ein
[8] pv magazine (21.03.2017): Solarwatt-Batteriespeicher - modular und bis 2MWh skalierbar
[9] pv magazine (03.03.2017): Solarwatt-Batteriespeicher: Schnell und genau
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