Wir brauchen einen Lösungsweg, um nicht zwischen zwei der Kernfragen unserer Zeit
erdrückt zu werden. Erneuerbare Energien sind ein entscheidender Teil der Lösung.
Nach dem Weltklimaabkommen von Paris gilt es schnell und entschlossen die Wende umzusetzen. Die Umstellung auf Erneuerbare Energien ist die Teillösung mit der größten Wirksamkeit.
Über das existentielle Probleme des Klimawandel hinaus ist absehbar, dass weitere Probleme zu lösen sind. Aufgrund des expotentiell gestiegenen Ressourcenverbrauchs seit Beginn der Industrialisierung ist klar, dass die Zeit der Ressourcenknappheit unausweichlich und schneller näher rückt.
Grundlagen
In der heutigen Zeit ist es existentiell wichtig die Grenzen nicht weiterhin zu überschreiten, die uns die Natur vorgibt und in Zusammenhängen zu denken. Der Schritt zu einer Kultur einer nachhaltigen Entwicklung erfordert den Menschen im Mittelpunkt zu sehen. Mit seinem Konsumverhalten kann jeder Einzelne ab sofort alles - in aller Bescheidenheit - beeinflussen. Um die Grenzen, die uns die Erde beim Klima vorgibt, nicht noch weiter zu überschreiten und dadurch einen sich selbst verstärkenden Klimawandel zu verursachen, brauchen wir enorme Fortschritte in Effizienz und gleichzeitig die Energiewende, die Agrarwende, die Wärmewende und die Verkehrswende.
Deutschland hat, insbesondere seit dem Jahr 2000 mit dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG), zur Technologieentwicklung der Photovoltaik und der Windenergie stark beigetragen. Mit der EEG-Förderung konnten diese damals neuen Technologien im Markt eingeführt werden, sich rasant entwickeln sowie enorme Leistungssteigerungen und Kostensenkungen realisiert werden. Der Anteil der Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch in Deutschland lag in 2015 und 2016 bei 32%. Dies ist mehr als jemals die Atomkraft in Deutschland zur Energieversorgung beigetragen hatte.
Die tragenden Säulen sind Windkraft und Photovoltaik während Biomasse aufgrund der Konkurrenzsituation zur Nahrungsmittelerzeugung und aus Umweltgesichtspunkten zukünftig nicht mehr stark ausgebaut werden sollte. Etwa die Hälfte der durch das EEG finanzierten Kosten entfällt auf die Technologieentwicklung der Photovoltaik. Würde man dem Vorschlag von Klaus Töpfer folgen und diese Investition so finanzieren, wie es Deutschland auch bei Kohle und Atomkraft durchführte, so würde sich die irreführende Debatte um eine zu hohe Strompreisbelastung durch die EEG Umlage schnell erübrigen. Diese Debatte schadet der Energiewende und damit dem Klimaschutz. Sie erhöht die gesamtgesellschaftlichen Kosten, die von uns allen aufgrund einer verzögerten Energiewende und eines verzögerten Kohleausstiegs zu tragen sind. Zu diesem Thema lohnt sich die Lektüre der Studie "Was Strom wirklich kostet".[2][3] Schon der Vergleich der Staatliche Förderungen von 1970 – 2014 für Atomkraft (219 Mrd. Euro), für Stein- und Braunkohle (422 Mrd. Euro) und für Erneuerbare Energien (102 Mrd. Euro) zeigt den Unterschied. Weitere Folgekosten für Atomkraft und Atommüll werden wir noch lange zu tragen haben. Ähnliches gilt für die Folgelasten und -kosten des Kohlezeitalters. Demgegenüber wird der bisherige Erfolg bei der Entwicklung der Erneuerbaren um so deutlicher. Es sollte mittlerweile klar sein, dass alle Subventionen und Gewährung von Bürgschaften für das atomar-fossile System so schnell wie möglich auf Null zu fahren sind.
Deutschland galt einige Jahre lang als Vorreiter der Energiewende. Mittlerweile haben China und die USA sowohl bei der installierten Leistung als auch beim Zubau die Führung übernommen. Das ist gut so, schließlich haben China und die USA auch beim Ausstoß von Treibhausgasen die unrühmlichen ersten Plätze inne.
Weltweit befindet sich der Ausbau von Sonnenergie und Windkraft in einem starken Aufschwung während fossile und nukleare Kraftwerke auf dem Rückzug sind. 2014 und 2015 wurde weltweit mehr Geld in Erneuerbare Energien als in fossil-atomare investiert. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Solarenergie weltweit verhundertfacht und die Windkraft verzehnfacht. Bei einigen Ländern verlangsamt sich der Ausbau der Erneuerbaren (Spanien, Italien), andere Länder holen auf (Brasilien, Australien, Polen, Türkei, Südkorea). Bezieht man die installierte Leistung auf die Einwohnerzahl eines Landes, so stehen Länder wie Dänemark bei der Windkraft ganz weit vorne.
Die Kosten um eine Kilowattstunde Solarstrom zu erzeugen sank seit dem Jahr 2000 um 86% (von 70 Cent in Deutschland im Jahr 2000 auf etwa 8 Cent im Jahr 2015; in sonnenreichen Länder sind es gar nur 4 Cent/kWh). Im gleichen Zeitraum sanken die Kosten bei Windkraft um 35%.[9] Während weltweit der Ausbau der Photovoltaik boomt ist dieser Markt in Deutschland aufgrund ungeschickter Änderungen der Rahmenbedingungen eingebrochen, was fatalerweise zum Verlust von etwa 40.000 Arbeitsplätzen in der Solarindustrie führte und von Politik und Gesellschaft nahezu klaglos hingenommen wurde.
In der heutigen Welt ist die Energiewende nicht gegen, sondern nur mit der Einbindung von Kapitalgebern im notwendigen großen Stil umsetzbar. Zur Dynamik der weltweiten Divestment Bewegung sagte Achim Steiner, bis Juni 2016 Chef des Umweltprogramms der Vereinten Nationen UNEP, dem Deutschlandfunk im Juni 2016: "vor Paris hatten wir das Ziel, vielleicht 20 Milliarden Ausstieg aus kohlenstoffintensiven Industrien zu erreichen. Bis Paris wurden es 600 Milliarden und inzwischen geht es wahrscheinlich auf 1.000 Milliarden, also eine Billion zu."[4] Während immer mehr große Investoren ihr Kapital aus der alten fossilen Energieversorgung abziehen, holpert es allerdings bei den Rahmenbedingungen für Investoren, die die Erneuerbaren Energien voranbringen wollen. Laut Niklas Höhne, der an der Erstellung des Allianz Energiewende-Monitors beteiligt war, sei Planungssicherheit aus der Sicht von Investoren entscheidend wichtig. Als Beispiel führt er die Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetz 2014 an, die zu einem Rückgang der jährlichen Investitionen von rund 18 Milliarden US-Dollar in Erneuerbare Energien in Deutschland auf zehn Milliarden führte. Zudem weist er darauf hin, dass wenn Deutschland die in Paris vereinbarten Klimaziele ernst nimmt, das Ausbauziel 40 bis 45 Prozent Erneuerbare bis 2025 zu wenig ist. Es müssten 60 bis 80 Prozent sein, um mit den in Paris beschlossenen Zielen kompatibel zu sein. Es liegt also an der Bundesregierung, mit der EEG Reform 2017 stabile Rahmenbedingungen zu schaffen.[5]
Es ist also ein großer Fehler, dass das EEG 2017 im Widerspruch zu den Klimaschutzzielen steht und der Klimaschutzplan 2050 des Umweltministeriums bis zur Unkenntlichkeit von den Ressorts (Energie, Verkehr, Landwirtschaft) und vom Kanzleramt verwässert wurde.
Es ist sehr wichtig, den bisherigen Erfolg der Deutschen Energiewende wahrzunehmen und anzuerkennen. Gegen den erbitterten Widerstand mächtiger Großkonzerne und Lobbyisten wurde bewiesen, dass ein bedeutendes Industrieland allen Unkenrufen zum Trotz den Atomausstieg realisieren kann. Die Technologieentwicklung der Photovoltaik ist nicht nur von Nutzen für Deutschland sondern ein Geschenk an die Welt, vor allem auch an Menschen in ärmeren Ländern, die nun eine günstige und dezentrale Stromversorgung aufbauen können (vgl. auch Papst Franziskus zum Thema ökologische Schuld und Technologietransfer; siehe Umwelt-Enzyklika. Die Deutsche Energiewende zeigt, dass der Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung machbar ist - und dies ohne Abhängigkeit von Hochrisikotechnologien wie Atomkraft und riskanten Geo-Engineering-Phantasien.
Gleichwohl gibt es nichts, was man nicht noch besser machen könnte und die Stärke - aber auch die Schwäche - der Demokratie liegt darin Kritik zu üben und den weiteren Weg zu debattieren.
Insbesondere in 2016 wurden auch in Deutschland zwei gegensätzliche Strömungen erkennbar, die sich auch in der Debatte um die zweite Phase der Energiewende unversöhnlich gegenüberstehen und zu denen das o.g. Zitat von Michael Müller und Jörg Sommer gut passt.
Nach dem Weltklimaabkommen von Paris und im Laufe der konstruktiven Diskussion um das EEG 2017 zeigen Wissenschaftler, Umweltschutzverbände, Energiegenossenschaften und weitere engagierte Bürger, die bereits konstruktiv zur Energiewende beitragen, dass bei der Justage der Rahmenbedingungen (EEG Reform) vom Ziel her gedacht werden muss:
Bei allen richtigen und positiven Maßnahmen bei der Weiterentwicklung des EEG 2017 werden dabei eklatante Lücken erkennbar.
Lösungsansätze:
Erneuerbare Energien, auch als regenerative Energien bezeichnet, stehen im Rahmen des menschlichen Zeithorizonts praktisch unerschöpflich zur Verfügung bzw. erneuern sich schnell. Sie grenzen sie sich von fossilen Energiequellen ab, die zwar auch durch die Kraft der Sonne entstehen, die sich aber erst über den Zeitraum von Millionen Jahren regenerieren. Die Basis für die Erneuerbaren Energien bilden die drei Energiequellen
Die mit Abstand ergiebigste Form ist dabei die Sonnenenergie, deren jährliches Energieangebot auf der Erde dem mehr als Zehntausendfachen des aktuellen menschlichen Energiebedarfs entspricht (3.900.000.000 PJ). Erdwärme und Gezeitenkraft liefern deutlich geringere, aber im Vergleich zum menschlichen Bedarf hohe Beiträge (Geothermie: 996.000 PJ, Gravitation 94.000 PJ). Rein physikalisch betrachtet, steht damit mehr Energie zur Verfügung (theoretisches Potential), als in absehbarer Zukunft gebraucht werden wird.
Sonnenenergie lässt sich direkt und indirekt nutzen. Durch die Kraft der Sonne wird durch atmosphärische Effekte Wasser in höhere Lagen transportiert, meteorologische Effekte erzeugen Wind und Wellen. Pflanzen setzen die Strahlung der Sonne und CO2 im Zuge der Photosynthese in Biomasse um. Die Sonne liefert also auch mechanische, kinetische und potentielle Energie. Diese, von Sonne, Mond und Erde bereitgestellten Energien kann der Mensch mit seinem Erfindungsreichtum in unterschiedlichster Weise umwandeln und dadurch nutzen. Es gibt u.a. folgende mögliche Nutzugsformen:
[1] Schellnhuber, Hans Joachim (2015): Selbstverbrennung, Bertelsmann
[2] Greenpeace Energy (2015): Studie - Was Strom wirklich kostet
[4] Deutschlandfunk (08.06.2016): Interview mit Achim Steiner
[5] Deutschlandfunk (31.05.2016): ) Interview mit Niklas Höhne vom New Climate Institute
[6] Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (2016): Sektorkopplung durch die Energiewende
[9] Schellnhuber H.J., Rahmsdorf S., Winkelmann R. (2016): Why the right climate target was agreed in Paris, nature climate change
Bild 1 und 5: pixaby.com, Creative Commons CC0
Bild 2: Umweltbundesamt, Erneuerbare Energien in Deutschland, Daten zur Entwicklung im Jahr 2016
Bild 3 und 4: eigene Darstellung